
“Uns ist in alten mæren wnders vil geseit/von heleden lobebæren, von grôzer arebeit, von frevde vn– hôchgecîten, von weinen vn– [von] klagen/von kvner recken strîten mvget ir nv wnder horen sagen.”
Nibelungenlied (Nibelungenhandschrift C), ca. 1200
“Garstig glatter glitschiger Glimmer! Wie gleit’ ich aus! Mit Händen und Füssen nicht fasse noch halt’ ich das schlecke Geschlüpfer!”
Alberich, Rheingold (Ring des Nibelungen), Richard Wagner, 1869
“Ich kann das nicht mehr hören, eine selbständige Frau, ich kann das nicht mehr hören.
Ich kann nichts mehr hören, in dem Frau vorkommt. Entweder die Frau kommt, oder sie kommt nicht.”
Elfriede Jelinek, zitiert nach Jan Brachmann (FAZ), 2014
Stopfen wir das lange Lied
in ein/Gedicht? Bisschen Porno, bisschen
Oper, bisschen was in dein/Gesicht? Spaß mit Fischen?
Lass sie knabbern! Oktopusse? Alle Arme! Und der Königssohn,
dort oben auf den Felsen, Schwestern? Halt! Zu dumm, kein Königssohn,
nur ein geiler Nibelung: Au weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!*
Wirklich? Will er mit uns spielen? Es fließt aus uns heraus das/Meer, die große
Flut; (er prustet): feuchtes Nass füllt mir die Nase!* Rhein(raus)töchter singen weiter (ungerührt) vom großen Strom, gegürtet und gezügelt und darin versenkt, das Gold.
Wer daraus schüfe einen Ring, der (maßlos) Macht verleiht! Schwör’ ab dafür der Liebe (nicht der Lust). Klingt das in deinen Ohren gut? Zumal den Preis dafür der Rhein be-
zahlt in/Rebenblut: Was da schäumet/was sich bäumet/was im Becher perlt und rollt/
Das ist Rheingold/Das ist mein Gold/Das ist Nibelungengold.** Der Nibelung stiehlt den Schatz, schmiedet den Ring, zwingt den Bruder zu weben den Mantel (der unsichtbar macht) und den Hort versteckt er im Berg, solange bis ein Held sich alles nimmt: den Schatz, den Ring, den Mantel. Bezwingt damit die Königin, die bisher unbesiegbar
war, aber alles, alles kommt ans Licht. Rache wird geschworen, verraten
die eine/verwundbare Stelle (nicht größer als ein Lindenblatt):
o lange, lange Spur aus Blut —
(Kleiner Seufzer)
Haben wir das lange Lied jetzt endlich
ins/Gedicht gebracht? Weil ich es nicht mehr hören kann,
lieben/hassen lebenslang —
Rhein(raus)töchter, 2023
Foto: Rheintöchter der ersten Bayreuth-Aufführung vom Ring des Nibelungen, 1876, via Wikimedia Commons
Die ersten beiden kursiven Zitate (mit Stern) stammen aus dem Libretto von Richard Wagners Rheingold. Das letzte Zitat (zwei Sterne) ist der burlesken Operette Die lustigen Nibelungen von Oscar Straus entnommen, die während der NS-Zeit (wie so vieles andere) verboten war.
Herzlichen Dank Sonja Jäger (von der Schubertiade GmbH) für die freundliche Unterstützung!

“Uns ist in alten mæren wnders vil geseit/von heleden lobebæren, von grôzer arebeit, von frevde vn– hôchgecîten, von weinen vn– [von] klagen/von kvner recken strîten mvget ir nv wnder horen sagen.”
Einleitung Nibelungenlied (Nibelungenhandschrift C), ca. 1200
“Garstig glatter glitschiger Glimmer! Wie gleit’ ich aus! Mit Händen und Füssen nicht fasse noch halt’ ich das schlecke Geschlüpfer!”
Alberich, Rheingold (Ring des Nibelungen), Richard Wagner, 1869
“Ich kann das nicht mehr hören, eine selbständige Frau, ich kann das nicht mehr hören. Ich kann nichts mehr hören, in dem Frau vorkommt. Entweder die Frau kommt, oder sie kommt nicht.”
Elfriede Jelinek, zitiert nach Jan Brachmann (FAZ), 2014
Stopfen wir das lange
Lied in ein/Gedicht? Bisschen Porno,
bisschen Oper, bisschen was in dein Gesicht? Spaß
mit Fischen? Lass sie knabbern! Oktopusse? Alle Arme! Und der
Königssohn, dort oben auf dem Felsen, Schwestern? Halt (zu dumm), kein
Königssohn, nur ein geiler Nibelung! Au weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!* Wirklich, will er mit uns spielen? Schon fließt aus uns heraus das/Meer, die große Flut (er prustet): Feuchtes Nass füllt mir die Nase!* Rhein(raus)töchter singen weiter (ungerührt) vom großen Strom, gegürtet und gezügelt und
darin versenkt, das Gold. Wer daraus schüfe einen Ring, der
(maßlos) Macht verleiht! Schwör’ ab dafür
der Liebe (nicht der Lust) —
Klingt das in deinen Ohren gut?
Zumal den Preis dafür der Rhein bezahlt in/
Rebenblut: Was da schäumet/was sich bäumet/was im
Becher perlt und rollt/Das ist Rheingold/Das ist mein Gold/Das ist Nibelungengold.** Der Nibelung stiehlt den Schatz; schmiedet den Ring,
zwingt den Bruder zu weben den Mantel, der/unsichtbar macht und den Hort versteckt er im Berg, solange bis ein Held sich alles nimmt: den Schatz, den
Ring, den Mantel. Bezwingt damit die Königin, die bisher unbesiegbar war,
aber alles, alles kommt ans Licht; Rache wird geschworen, verraten die
eine/verwundbare Stelle (nicht größer als ein Lindenblatt):
o lange, lange Spur aus Blut —
(Kleiner Seufzer)
Haben wir das lange Lied jetzt endlich
ins Gedicht gebracht? Weil ich es nicht mehr hören kann,
lieben/hassen lebenslang —
Rhein(raus)töchter, 2023
Foto: Rheintöchter der ersten Bayreuth-Aufführung vom Ring des Nibelungen, 1876, via Wikimedia Commons
Die ersten beiden kursiven Zitate (mit Stern) stammen aus dem Libretto zum Rheingold von Richard Wagner. Das letzte Zitat (zwei Sterne) ist der burlesken Operette “Die lustigen Nibelungen” von Oscar Straus entnommen, die während der NS-Zeit (wie so vieles andere) verboten war.
Vielen Dank Sonja Jäger (von der Schubertiade GmbH) für die freundliche Unterstützung!

“Uns ist in alten mæren wnders vil geseit/von heleden lobebæren, von grôzer arebeit, von frevde vn– hôchgecîten, von weinen vn– [von] klagen/von kvner recken strîten mvget ir nv wnder horen sagen.”
Einleitung Nibelungenlied (C), ca. 1200
“Garstig glatter glitschiger Glimmer! Wie gleit’ ich aus! Mit Händen und Füssen nicht fasse noch halt’ ich das schlecke Geschlüpfer!” Alberich, der Nibelung (Rheingold), Richard Wagner, 1869
“Ich kann das nicht mehr hören, eine selbständige Frau, ich kann das nicht mehr hören. Ich kann nichts mehr hören, in dem Frau vorkommt. Entweder die Frau kommt, oder sie kommt nicht.” Elfriede Jelinek, zitiert nach Jan Brachmann (FAZ), 2014
Stopfen wir das lange Lied in
ein/Gedicht? Bisschen Porno, bisschen Oper, bisschen was in dein/Gesicht? Spaß mit Fischen? Lass sie knabbern! Oktopusse? Alle Arme! Und der Königssohn, dort oben auf dem Felsen, Schwestern? Halt! Zu dumm, kein Königssohn, nur ein geiler/Nibelung: Au weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege!* Wirklich? Will er mit uns spielen? Es fließt aus uns heraus das/Meer, die große Flut (er prustet): Feuchtes Nass füllt mir die Nase!* Rhein(raus)töchter singen weiter (ungerührt) vom großen Strom, gegürtet und gezügelt und darin versenkt, das Gold. Das Gold! Wer daraus schüfe einen Ring, der (maßlos) Macht verleiht! Schwör’ ab dafür der Liebe, nicht der Lust —Klingt das in deinen Ohren gut? Zumal den Preis dafür der Rhein bezahlt in/Rebenblut: Was da schäumet/was sich bäumet/was im Becher perlt und rollt/Das ist Rheingold/Das ist mein Gold/Das ist Nibelungengold.** Der Nibelung stiehlt den Schatz; schmiedet den Ring, zwingt den Bruder zu weben den Mantel, der unsichtbar macht und den Hort versteckt er im Berg, solange bis ein Held sich alles nimmt: den Schatz, den Ring, den Mantel. Bezwingt damit die Königin, die bisher unbesiegbar war, aber alles, alles kommt ans Licht. Rache wird geschworen, verraten die eine/verwundbare Stelle (nicht größer als ein Lindenblatt): o lange, lange Spur aus Blut —
(Kleiner Seufzer)
Haben wir das lange Lied jetzt endlich ins Gedicht gebracht? Weil ich es nicht mehr hören kann, lieben/hassen lebenslang —
Rhein(raus)töchter, 2023
Foto: Rheintöchter der ersten Bayreuth-Aufführung vom Ring des Nibelungen, 1876, via Wikimedia Commons
Die ersten zwei kursiven Zitate (mit Stern) stammen aus dem Libretto
zum Rheingold von Richard Wagner. Das letzte Zitat (zwei Sterne) ist der burlesken Operette
Die lustigen Nibelungen (1904) entnommen, die während der NS-Zeit (wie so vieles andere) verboten war.
Vielen Dank Sonja Jäger (von der Schubertiade GmbH) für die freundliche Unterstützung!