Staub (und Pferde)

Nicht rötlicher vom Mars,
nicht gelber früher Blütenstände und
nicht der, der Lungen reizt, nur ganz gewöhnlicher
aus Zimmern, vorausgesetzt er tanzt. Angestoßen von der Luft,
steigt er vielleicht zu Klängen auf und fällt mit Kohorten ein; ins Reich
der Bücherskorpione, wo Entropie und Schwerkraft ihre ewig unverdienten
Siege feiern. Wie wir auch uns dagegen stemmen, bleiche Bücher überall. Die Ver-sprengten, und die noch viel weiter Hergeholten, lieber gleich zusammenstauchen
(auch wenn sie uns die liebsten sind), auf ein paar Regalmeter Was-immer-es-auch-ist verdichten. Verklemmtes, zwischen Benn und Brecht, endlich in den Griff bekommen. Dann steht Filipowitzc (Prosa) wieder bei Szymborska (Lyrik). Nicht 
weil Polen zu
Polen gehört. Als Verneigung vor einer Liebe, von der Szymborska geschrieben
hat,
dass nur Menschen, die sie nicht kennen, behaupten, es gäbe sie nicht,
weil sie so leichter leben und sterben. 
So leicht wie Staub,
der aufwärts fällt, und die Ordnung ist/
           
wiederhergestellt.

 

Weiter weg, am Horizont,
             hochauffliegend, Staub (von Pferden) —

Staub (und Pferde), 2017/23

foto: Wildpferde in der Wüste von Utah, by twildlife, via istockphoto.com

Wisława Szymborska und Kornel Filipowicz waren über zwanzig Jahre lang ein Paar wie “zwei Pferde, die nebeneinander galoppieren” (Szymborska). Szymborskas Trauergedicht Katze in der leeren Wohnung (1990, nach dem Tod Kornels geschrieben) ist in Polen in jedem Schulbuch zu finden. Die hier im Text zitierte Glückliche Liebe entstand zwanzig Jahre früher (1971). Mögen Menschen, die glückliche Liebe nicht kennen, verkünden, es gäbe sie nicht. Mit diesem Glauben leben und sterben sie leichter. (aus: Wisława Szymborska, Glückliche Liebe und andere Gedichte, Suhrkamp 2014/Neuauflage 2021)

Nicht rötlicher vom Mars,
nicht gelber früher Blütenstände und
nicht der, der Lungen reizt, nur ganz gewöhnlicher
aus Zimmern, vorausgesetzt er tanzt. Angestoßen von der Luft,
steigt er vielleicht zu Klängen auf und fällt mit Kohorten ein; ins Reich
der Bücherskorpione, wo Entropie und Schwerkraft ihre ewig unverdienten
Siege feiern. Wie wir auch uns dagegen stemmen, bleiche Bücher überall. Die
Versprengten, und die noch viel weiter Hergeholten, lieber gleich zusammen stauchen (auch wenn sie uns die liebsten sind), auf ein paar Regalmeter Was-immer-es-auch-ist verdichten. Verklemmtes, zwischen Benn und Brecht, endlich
in den Griff bekommen. Dann steht Filipowitzc (Prosa) wieder bei Szymborska (Lyrik). Nicht weil Polen zu Polen gehört. Als Verneigung vor einer Liebe,
von der Szymborska geschrieben hat,
dass nur Menschen, die sie nicht
kennen, behaupten, 
es gäbe sie nicht, weil sie so leichter leben
und sterben. 
So leicht wie Staub, der aufwärts fällt und
             die Ordnung ist/wiederhergestellt.
 

Weiter weg, am Horizont, 
             hochauffliegend, Staub (von Pferden) —

Staub (und Pferde), 2017/23

foto: Wildpferde in der Wüste von Utah, by twildlife, via istockphoto.com

Wisława Szymborska und Kornel Filipowicz waren über zwanzig Jahre lang ein Paar wie “zwei Pferde, die nebeneinander galoppieren” (Szymborska). Szymborskas Trauergedicht Katze in der leeren Wohnung (1990, nach dem Tod Kornels geschrieben) ist in Polen in jedem Schulbuch zu finden. Die hier im Text zitierte Glückliche Liebe entstand fast zwanzig Jahre vorher (1971). Mögen Menschen, die glückliche Liebe nicht kennen, verkünden, es gäbe sie nicht. Mit diesem Glauben leben und sterben sie leichter. (aus: Wisława Szymborska, Glückliche Liebe und andere Gedichte, Suhrkamp 2014/Neuauflage 2021)

Nicht rötlicher vom Mars, nicht gelber früher Blütenstände und nicht der, der Lungen reizt, nur ganz gewöhnlicher aus Zimmern, vorausgesetzt er tanzt. Angestoßen von der Luft, steigt er vielleicht zu Klängen auf und fällt mit Kohorten ein; ins Reich der Bücherskorpione, wo Entropie und Schwerkraft ihre ewig unverdienten Siege feiern. Wie wir auch uns auch dagegen stemmen, bleiche Bücher überall. Die Versprengten, und die noch viel weiter Hergeholten, lieber gleich zusammenstauchen (auch wenn sie uns die liebsten sind), auf ein paar Regalmeter Was-immer-es-auch-ist verdichten. Verklemmtes, zwischen Benn und Brecht, endlich in den Griff bekommen. Dann steht Filipowitzc (Prosa) wieder bei Szymborska (Lyrik). Nicht weil Polen zu Polen gehört. Als Verneigung vor einer Liebe, von der Szymborska geschrieben hat, dass nur Menschen, die sie nicht kennen, behaupten, es gäbe sie nicht, weil sie so leichter leben und sterben. So leicht wie Staub der aufwärts fällt, und die Ordnung ist/wiederhergestellt.  

Weiter weg, am Horizont, hochauffliegend, Staub (von Pferden) —

Staub (und Pferde), 2017/23

foto: Wildpferde in der Wüste von Utah, by twildlife, via istockphoto.com

Wisława Szymborska und Kornel Filipowicz waren über zwanzig Jahre lang ein Paar wie “zwei Pferde, die nebeneinander galoppieren” (Szymborska).  Szymborskas Trauergedicht Katze in der leeren Wohnung (1990, nach dem Tod Kornels geschrieben) ist in Polen in jedem Schulbuch zu finden. Die hier im Text zitierte Glückliche Liebe entstand zwanzig Jahre vorher (1971). Mögen Menschen, die glückliche Liebe nicht kennen, verkünden, es gäbe sie nicht. Mit diesem Glauben leben und sterben sie leichter. (aus: Wisława Szymborska, Glückliche Liebe und andere Gedichte, Suhrkamp 2014/Neuauflage 2021)

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