
Sie sagen, wir sind Sternenstaub,
aus sterbenden Sonnen herausgeschleudert,
in einen Raum, der sich bis heute vor Schmerzen krümmt.
Und stimmt es nicht, dass da von Anfang an ein Feuer war? Im Krieg,
am Kind- am Totenbett? Entzündet es nicht Zigaretten (letzte, und auch
die danach)? Hilft es nicht beim Frieden schliessen? Beim Kartieren (bis dahin)
unendlich vieler Sterne? Wir zählen sie, ungelogen, für fünfundzwanzig Cent proStunde und wir lieben es. Magellansche Wolken? Mehl, verstreut auf Arbeitsflächen, schwarz auf weiß, nur umgekehrt. Die Cepheiden? Veränderlich, wie Frauen vor der Monatsblutung. Standardkerzen? Sicher, nicht nur auf Geburtstagstorten. Damals, fern wie Sterne, ein Teleskop für Miss Leavitt. Lieber gleich dorthin verreisen, wo große Teleskope stehen. Immerhin verreisen Sterne, tausendfach gebannt (auf Glas),
überall dorthin, wo Arbeitskräfte billig und vorhanden sind. Miss Leavitt
steht schon bereit, den Kopf (typisch) schräg geneigt, weil sie so
schlecht hören kann. Aber Sterne sprechen Licht,
da und dort, pulsierend —
Unser Blick zurück sei
niemals ohne Nachsicht, besser nur
nach vorn gerichtet. Siehst du, diese Lichterschlangen?
Sie kriechen in die letzte Talschaft, wo sie sich zusammenballen und
(spiralig rotierend) wieder verlieren, ins immer dichter gesprenkelte Land. Schwarz
sind nur Wälder und Meere, wo Frachter kometengleich Spuren ziehen, durch
leuchtende Planktonwolken. Sie sagen, wir sind Sternenstaub.
Was weiß ich? Wir leuchten —
Sie sagen, wir sind, 2017/23
foto: Tarantula Nebel in der großen Magellanschen Wolke, NASA, via www.nasa.gov
Der Text bezieht sich auf die US-amerikanische Astronomin Henrietta Swan Leavitt (1868-1921), die als eine von mehreren weiblichen “Computern” am Harvard College Observatory beschäftigt war, um Fotoplatten von Sternen auszuwerten. Als Entdeckerin der Perioden-Leuchtkraft Beziehung (beim Sterntypus der Cepheiden) hat Leavitt die Grundlagen für die Vermessung des Universums gelegt. Vgl. George Johnson, Miss Leavitt’s Stars, W.W.Norton & Company, 2006
Am 11. und 12. Juli 2022 haben die NASA, die ESA und die CSA einer gespannten Weltöffentlichkeit die ersten Bilder vom gemeinsam James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) präsentiert. Die Bilder waren (und sind!) sensationell, aber hätten sich unsere Weltraumorganisationen mit einem Leavitt-Space-Telescope nicht den größeren Dienst erwiesen? Allen Sternenfreunden da draußen, viel Glück mit C/2022 E3 (ZTF)!

Sie sagen, wir sind Sternenstaub,
aus sterbenden Sonnen herausgeschleudert,
in einen Raum, der sich bis heute vor Schmerzen krümmt.
Und stimmt es nicht, dass da von Anfang an ein Feuer war? Im Krieg,
am Kind- am Totenbett? Entzündet es nicht Zigaretten (letzte, und auch
die danach)? Hilft es nicht beim Frieden schliessen? Und beim Kartieren (bis dahin) unendlich vieler Sterne? Wir zählen sie, ungelogen, für fünfundzwanzig Cent pro Stunde und wir lieben es. Magellansche Wolken? Mehl, verstreut auf Arbeitsflächen, schwarz auf weiß, nur umgekehrt. Die Cepheiden? Veränderlich, wie Frauen vor der Monatsblutung. Standardkerzen? Nicht nur auf Geburtstags-torten. Aber damals, fern wie Sterne, ein Teleskop für Miss Leavitt. Lieber gleich dorthin verreisen, wo große Teleskope stehen. Immerhin verreisen Sterne, tausendfach gebannt (auf Glas), überall dorthin, wo Arbeitskräfte billig
und vorhanden sind. Miss Leavitt steht schon bereit, den Kopf (typisch)
schräg geneigt, weil sie so schlecht hören kann. Aber Sterne
sprechen Licht, da und dort pulsierend —
Unser Blick zurück sei
niemals ohne Nachsicht, besser nur nach vorn
gerichtet. Siehst du, diese Lichterschlangen? Sie kriechen in
die letzte Talschaft, wo sie sich zusammenballen und (spiralig rotierend) wieder verlieren, ins immer dichter gesprenkelte Land. Schwarz sind nur Wälder und Meere, wo Frachter kometengleich Spuren ziehen, durch leuchtende
Planktonwolken. Sie sagen, wir sind Sternenstaub.
Was weiß ich? Wir leuchten —
Sie sagen, wir sind, 2017/23
foto: Tarantula Nebel in der großen Magellanschen Wolke, NASA, via www.nasa.gov
Der Text bezieht sich auf die US-amerikanische Astronomin Henrietta Swan Leavitt (1868-1921), die als eine von mehreren weiblichen “Computern” am Harvard College Observatory beschäftigt war, um Fotoplatten von Sternen auszuwerten. Als Entdeckerin der Perioden-Leuchtkraft Beziehung (beim Sterntypus der Cepheiden) hat Leavitt die Grundlagen für die Vermessung des Universums gelegt. Vgl. George Johnson, Miss Leavitt’s Stars, W.W.Norton & Company, 2006
Am 11. und 12. Juli 2022 haben die NASA, die ESA und die CSA einer gespannten Weltöffentlichkeit die ersten Bilder vom sogenannten James-Webb-Weltraumteleskop präsentiert. Die Bilder waren (und sind!) sensationell, aber hätten sich unsere Weltraumorganisationen mit einem Leavitt-Space-Telescope nicht den größeren Dienst erwiesen? Allen Sternenfreunden da draußen, viel Glück mit C/2022 E3 (ZTF)!

Sie sagen, wir sind Sternenstaub,
aus sterbenden Sonnen herausgeschleudert, in einen Raum, der sich bis heute vor Schmerzen krümmt. Und stimmt es nicht, dass da von Anfang an ein Feuer war? Im Krieg, am Kind- am Totenbett? Entzündet es nicht Zigaretten (letzte, und auch die danach)? Hilft es nicht beim Frieden schliessen? Beim Kartieren (bis dahin) unendlich vieler Sterne? Wir zählen sie, ungelogen, für fünfundzwanzig Cent proStunde und wir lieben es. Magellansche Wolken? Mehl, verstreut auf Arbeitsflächen, schwarz auf weiß, nur umgekehrt. Die Cepheiden? Veränderlich, wie Frauen vor der Monatsblutung. Standardkerzen? Sicher, nicht nur auf Geburtstagstorten. Aber damals, fern wie Sterne, ein Teleskop für Miss Leavitt. Lieber gleich dorthin verreisen, wo große Teleskope stehen. Immerhin verreisen Sterne, tausendfach gebannt (auf Glas), überall dorthin, wo Arbeitskräfte billig und vorhanden sind. Miss Leavitt steht schon bereit, den Kopf (typisch) schräg geneigt, weil sie so schlecht hören kann. Aber Sterne sprechen Licht, da und dort, pulsierend —
Unser Blick zurück sei niemals ohne Nachsicht, besser nur nach vorn gerichtet. Siehst du, diese Lichterschlangen? Sie kriechen in die letzte Talschaft, wo sie sich zusammenballen und (spiralig rotierend) wieder verlieren, ins immer dichter gesprenkelte Land. Schwarz sind nur Wälder und Meere, wo Frachter kometengleich Spuren ziehen, durch leuchtende Planktonwolken. Sie sagen, wir sind Sternenstaub. Was weiß ich? Wir leuchten —
Sie sagen, wir sind, 2017/23
foto: Tarantula Nebel in der großen Magellanschen Wolke am südlichen Sternenhimmel, NASA, via www.nasa.gov
Der Text bezieht sich auf die US-amerikanische Astronomin Henrietta Swan Leavitt (1868-1921), die als eine von mehreren weiblichen “Computern” am Harvard College Observatory beschäftigt war, um Fotoplatten von Sternen auszuwerten. Als Entdeckerin der Perioden-Leuchtkraft Beziehung (beim Sterntypus der Cepheiden) hat Leavitt die Grundlagen für die Vermessung des Universums gelegt. Vgl. George Johnson, Miss Leavitt’s Stars, W.W.Norton & Company, 2006
Am 11. und 12. Juli 2022 haben die NASA, die ESA und die CSA einer gespannten Weltöffentlichkeit die ersten Bilder vom sogenannten James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) präsentiert. Die Bilder waren (und sind!) sensationell, aber hätten sich unsere Weltraumorganisationen mit einem Leavitt-Space-Telescope nicht den größeren Dienst erwiesen? Allen Sternenfreunden da draußen, viel Glück mit C2022 E3 (ZTF)!