
Nach dem Ende der Welt
(wie wir sie kennen), reißt der Himmel wieder auf,
der See liegt frisch erschaffen da, nur räuberische Wasserwanzen
schießen kreuz und quer vorbei, besser bekannt als Wasserläufer, von Schwärmern
(die es nicht mehr gibt) zu silbergrauen Anstecknadeln schöngeredet. So trägt sie
ihn am Revers, Quatsch, auf ihrem Rücken und das über Stunden. Haarfein und
klein, der Nachwuchs, mit Augen groß wie facettierte Tennisbälle,
hier gibt es schließlich Kannibalen —
Anders wie wir, sehen sie,
was kommt und können es auch spüren;
mit dem letzten Glied der Beine, das Vibrationen auffängt
und verstärkt (wie den Gesang der Buckelwale). Eine, von erstaunlich
vielen Wasserläufer-Arten, lebt (weit weg vom Land) auf Ozeanen. Die Enden
ihrer Körperhaare sind gerade so gekrümmt, dass die Luft am Körper bleibt (dort
sind auch die Atemlöcher), selbst wenn sie einmal untertauchen. Ihre Eier
legen sie auf Treibgut ab (wie z.B. Plastikmüll), damit der Nachwuchs
weit, weit weg das Licht der neuen Welt erblickt —
Hier (am kühlen Bodensee)
überwintern sie an Land (solange es noch
Winter gibt). Sie bilden dabei Gruppen, wie am sommerlichen See;kein Hand- sondern ein Beingemenge beim gemeinsamen Verzehr der Beute
und im langen Winterschlaf, unendlich fromm gefaltet, dabei (seit jeher) Träume
von der Weltherrschaft. Dort, wo das Wasser an die flache Uferzone stößt,
ausgespültes Wurzelwerk mit Wohnungen, die alle leer stehen.
Zum Trost der Besitzlosen (falls es die noch geben sollte),
im Winter sind sie alle verwanzt.
Sie saugen aus, was das Wasser
ihnen bringt; den toten Fisch, der nach zwei Tagen
in die Tiefe schneit, genauso wie den Nachwuchs (lecker)
und die ach-so-süße grüne Zwergzikade, die in dieser (nach dem Sturm)
so sanft gespannten Wasserfläche wie in zähem Kleister steckt. In diesem Augenblick, nirgendwo ein Wasserläufer, nur ich und eine Binse, die ich der (weit entfernt) Verwandten als Rettungsbrücke reiche. Sie singt, auch wenn sie
kein Mensch hören kann, sie singt —
Nach dem Ende der Welt, 2022
foto: Blick vom Rheindamm Richtung Pfänder (Rheindelta), eigenes Bild, 2020
Der Text bezieht sich auf zwei sehr unterschiedliche Vertreter der Ordnung der Schnabelkerfen (Hemiptera); zum einen auf die Wasserläufer (Gerridae), die dank regelrechter “Superkräfte” in fast allen Gewässern der Welt verbreitet sind; zum anderen auf die (ebenfalls weltweit verbreiteten) Zikaden, konkret auf die grüne Zwerg- oder Binsenschmuckzikade, die wie ihre lautstarke Verwandtschaft aus dem Süden, mittels Tymbalorgan kommuniziert/singt, allerdings in einem Frequenzbereich, der sich der menschlichen Wahrnehmung entzieht.

Nach dem Ende der Welt
(wie wir sie kennen), reißt der Himmel wieder auf,
der See liegt frisch erschaffen da, nur räuberische Wasserwanzen schießen
kreuz und quer vorbei, besser bekannt als Wasserläufer, von Schwärmern (die es nicht mehr gibt) zu silbergrauen Anstecknadeln schöngeredet. So trägt sie ihn
am Revers, Quatsch, auf ihrem Rücken und das über Stunden. Haarfein und
klein, der Nachwuchs, mit Augen groß wie facettierte Tennisbälle,
hier gibt es schließlich Kannibalen —
Anders wie wir, sehen sie,
was kommt und können es auch spüren;
mit dem letzten Glied der Beine, das Vibrationen auffängt
und verstärkt (wie den Gesang der Buckelwale). Eine, von erstaunlich
vielen Wasserläufer-Arten, lebt (weit weg vom Land) auf Ozeanen. Die Enden
ihrer Körperhaare sind gerade so gekrümmt, dass die Luft am Körper bleibt (dort sind auch die Atemlöcher), selbst wenn sie einmal untertauchen. Ihre Eier
legen sie auf Treibgut ab (wie z.B. Plastikmüll), damit der Nachwuchs
weit, weit weg das Licht der (neuen) Welt erblickt —
Hier (am kalten Bodensee)
überwintern sie an Land (solange es noch
Winter gibt). Sie bilden dabei Gruppen, wie am sommerlichen See.
Kein Hand- , sondern ein Beingemenge, beim gemeinsamen Verzehr der Beute und im langen Winterschlaf, unendlich fromm gefaltet, dabei (seit jeher) Träume von der Weltherrschaft. Dort, wo das Wasser an die flache Uferzone stößt, ausgespültes Wurzelwerk mit Wohnungen, die alle leer stehen.
Zum Trost der Besitzlosen (falls es die noch geben sollte),
im Winter sind sie alle verwanzt.
Sie saugen aus, was das Wasser
ihnen bringt; den toten Fisch, der nach zwei Tagen
in die Tiefe schneit, genauso wie den Nachwuchs (lecker) und die
ach-so-süße grüne Zwergzikade, die in dieser (nach dem Sturm) so sanft gespannten Wasserfläche wie in zähem Kleister steckt. In diesem Augenblick, nirgendwo ein Wasserläufer, nur ich und eine Binse, die ich der (weit entfernt) Verwandten als Rettungsbrücke reiche. Sie singt, auch wenn sie
kein Mensch hören kann, sie singt —
Nach dem Ende der Welt, 2022
foto: Blick vom Rheindamm Richtung Pfänder (Rheindelta), eigenes Bild, 2020
Der Text bezieht sich auf zwei sehr unterschiedliche Vertreter der Schnabelkerfen (Hemiptera); zum einen auf die Wasserläufer (Gerridae), die dank regelrechter “Superkräfte” in fast allen Gewässern der Welt verbreitet sind; zum anderen auf die (ebenfalls weltweit verbreiteten) Zikaden, konkret auf die grüne Zwerg- oder Binsenschmuckzikade, die wie ihre lautstarke Verwandtschaft aus dem Süden, mittels Tymbalorgan kommuniziert/singt, allerdings in einem Frequenzbereich, der sich der menschlichen Wahrnehmung entzieht.

Nach dem Ende der Welt (wie wir sie kennen), reißt der Himmel wieder auf, der See liegt frisch erschaffen da. Nur räuberische Wasserwanzen schießen kreuz und quer vorbei, besser bekannt als Wasserläufer, von Schwärmern (die es nicht mehr gibt) zu silbergrauen Anstecknadeln schöngeredet. So trägt sie ihn am Revers, Quatsch, auf ihrem Rücken und das über Stunden. Haarfein und klein, der Nachwuchs, mit Augen groß wie facettierte Tennisbälle, hier gibt es schließlich Kannibalen —
Anders wie wir, sehen sie, was kommt und können es auch spüren; mit dem letzten Glied der Beine, das Vibrationen auffängt und verstärkt (wie den Gesang der Buckelwale). Eine, von erstaunlich vielen Wasserläufer-Arten, lebt (weit weg vom Land) auf Ozeanen. Die Enden ihrer Körperhaare sind gerade so gekrümmt, dass die Luft am Körper bleibt (dort sind auch die Atemlöcher), selbst wenn sie einmal untertauchen. Ihre Eier legen sie auf Treibgut ab (wie z.B. Plastikmüll), damit der Nachwuchs weit, weit weg das Licht der (neuen) Welt erblickt —
Hier (am kühlen Bodensee), hier überwintern sie an Land (solange
es noch Winter gibt); Sie bilden dabei Gruppen, wie am sommerlichen See. Kein Hand- , sondern ein Beingemenge, beim gemeinsamen Verzehr der Beute und im Winterschlaf, unendlich fromm gefaltet, dabei (seit jeher) Träume von der Weltherrschaft. Dort, wo das Wasser an die flache Uferzone stößt, ausgespültes Wurzelwerk mit Wohnungen, die alle leer stehen. Zum Trost der Besitzlosen (falls es die noch geben sollte), im Winter sind sie alle verwanzt.
Sie saugen aus, was das Wasser ihnen bringt; den toten Fisch, der nach zwei Tagen in die Tiefe schneit, genauso wie den Nachwuchs (lecker) und die ach-so-süße grüne Zwergzikade, die in dieser (nach dem Sturm) so sanft gespannten Wasserfläche wie in zähem Kleister steckt. In diesem Augenblick, nirgendwo ein Wasserläufer, nur ich und eine Binse, die ich der (weit entfernt) Verwandten als Rettungsbrücke reiche. Sie singt, auch wenn sie kein Mensch hören kann,
sie singt —
Nach dem Ende der Welt, 2022
foto: Blick vom Rheindamm Richtung Pfänder (Rheindelta), eigenes Bild, 2020
Der Text bezieht sich auf zwei sehr unterschiedliche Vertreter der Schnabelkerfen (Hemiptera); zum einen auf die Wasserläufer (Gerridae), die dank regelrechter “Superkräfte” in fast allen Gewässern der Welt verbreitet sind; zum anderen auf die (ebenfalls weltweit verbreiteten) Zikaden, konkret auf die grüne Zwerg- oder Binsenschmuckzikade, die wie ihre lautstarke Verwandtschaft aus dem Süden, mittels Tymbalorgan kommuniziert/singt, allerdings in einem Frequenzbereich, der sich der menschlichen Wahrnehmung entzieht.