Kurzer Gruß vom Ende der Eiszeit

Die traurigen Wedel vom Pampasgras,

abgeknickt vom schweren Schnee, verfilzt wie Fell
von Mammutriesen, schiere Masse, schallgedämpft von Zwergen:
Weiden, Birken, Süßgras, Kräuter, die sich im Schatten wachsender Wälder verlieren, um bald ganz zu verschwinden. Ich stehe mit meinen Stiefeln im Schnee und befreie
die Palmen von ihrer Last. Mein Besenstiel schwingt durch die Luft, sein fingerloses Ende viel zu plump, um zarte Knospen abzupflücken oder Kräuter wie den kleinen

Augentrost mit seinen weiß und gelb gefleckten Zungen. Ich koste Schnee und
             stapfe, den Arm voller Brennholz, ins Haus zurück.

 

Immer wieder knochenbleich,
mit einer Ahnung (vage, leicht) vom Tiere, das hier geweidet hat,
als jeder wußte, was zu tun war. Sein ockerbuntes Schattenbild läuft in einer
Endlos-Schleife über Schädel-Innenwände, raus ins Grasland und retour. Wir haben
den mächtigen Knochen geschultert, spüren die kühle Last an der Wange, erwägen,
was als Nächstes zu tun ist, verwerfen alles: Knochen, Bilder, Zeichen, Sätze,
alles, was uns trägt (hochaufgerichtet trägt), bis es irgendwann
             von alleine zu fliegen beginnt.

 

Wenn es nicht nur Worte wären,
sondern Hände,
in deine Richtung ausgestreckt? Ein kurzer Gruß vom Ende
             der
Eiszeit, aller Anfang (wie immer) verborgen.

Erstveröffentlichung in WORTSCHAU Nr. 37, 2021        

foto: Mats Silvan, via istockphoto

Die traurigen Wedel vom Pampasgras,

abgeknickt vom schweren Schnee, verfilzt wie Fell von
Mammutriesen, schiere Masse, schallgedämpft von Zwergen:
Weiden, Birken, Süßgras, Kräuter, die sich im Schatten wachsender Wälder verlieren, um bald ganz zu verschwinden. Ich stehe mit meinen Stiefeln im Schnee und befreie die Palmen von ihrer Last. Mein Besenstiel schwingt durch
die Luft, sein fingerloses Ende viel zu plump, um zarte Knospen abzupflücken oder Kräuter wie den kleinen Augentrost mit seinen weiß und gelb
gefleckten Zungen. Ich koste Schnee und stapfe, den Arm
             voller Brennholz, ins Haus zurück.

 

Immer wieder knochenbleich,
mit einer Ahnung (vage, leicht) vom Tiere, das hier geweidet hat,
als jeder wußte, was zu tun war. Sein ockerbuntes Schattenbild läuft in
einer Endlos-Schleife über Schädel-Innenwände, raus ins Grasland und retour. Wir haben den mächtigen Knochen geschultert, spüren die kühle Last an der Wange, erwägen, was als Nächstes zu tun ist, verwerfen alles: Knochen,
Bilder, Zeichen, Sätze, alles, was uns trägt (hochaufgerichtet trägt),
             bis es irgendwann von alleine zu fliegen beginnt.

 

Wenn es nicht nur Worte wären,
sondern Hände,
in deine Richtung ausgestreckt? Ein kurzer Gruß vom Ende
             der
Eiszeit, aller Anfang (wie immer) verborgen.

Erstveröffentlichung in WORTSCHAU Nr. 37, 2021        

foto: Mats Silvan, via istockphoto

Die traurigen Wedel vom Pampasgras, abgeknickt vom schweren Schnee, verfilzt wie Fell von Mammutriesen, schiere Masse,

schallgedämpft von Zwergen: Weiden, Birken, Süßgras, Kräuter, die sich im Schatten wachsender Wälder verlieren, um bald ganz zu verschwinden. Ich stehe mit meinen Stiefeln im Schnee und befreie die Palmen von ihrer Last. Mein Besenstiel schwingt durch die Luft, sein fingerloses Ende viel zu plump, um zarte Knospen abzupflücken oder Kräuter wie den kleinen Augentrost mit seinen weiß und gelb gefleckten Zungen. Ich koste Schnee und stapfe, den Arm voller Brennholz, ins Haus zurück.

 

Immer wieder knochenbleich, mit einer Ahnung (vage, leicht) vom Tiere, das hier geweidet hat,
als jeder wußte, was zu tun war. Sein ockerbuntes Schattenbild läuft in einer Endlos-Schleife über Schädel-Innenwände, raus ins Grasland und retour. Wir haben den mächtigen Knochen geschultert, spüren die kühle Last an der Wange, erwägen, was als Nächstes zu tun ist, verwerfen alles: Knochen, Bilder, Zeichen, Sätze, alles, was uns trägt, hochaufgerichtet trägt, bis es irgendwann von alleine zu fliegen beginnt.

 

Wenn es nicht nur Worte wären, sondern Hände, in deine Richtung ausgestreckt? Ein kurzer Gruß vom Ende
der
Eiszeit, aller Anfang (wie immer) verborgen.

Erstveröffentlichung in WORTSCHAU Nr. 37, 2021  

foto: Mats Silvan, via istockphoto