
Die Brust zerfetzt, die Beine
taub vom Körper eines Schimmels, der nur daliegt;
Augen, weiter aufgerissen; Atem kondensiert zu Nebel, der sich en masse
gelichtet hat (zum großen Glück des kleinen Korsen); seine Männer schreiten
längst das Schlachtfeld ab, da und dort mit Bajonetten dem langen Sterben ein Ende bereitend. Da ist ein Klirren wie von Schollen, verschoben und verkeilt zu einem Berg aus Glas; sein Gewicht bringt mich dazu, viel sanfter einzuatmen. Langsamwende ich den Kopf den Schritten schwerer Stiefel zu —
Tausendfaches Rascheln
wie wenn Eintagsfliegen schwärmen,
sich in ihren feinsten Kleidern für die große Hochzeit rüsten,
die verlässlich Gäste anlockt, um sich einmal satt zu fressen am so dicht
geballten Leben. Ins Leben zielen heißt für mich hineinzuhalten, wo Leber, Herz
und Lunge sind, eng beisammen in der dunklen Knochenkammer. Wie weit sie wird, wenn wir seufzen. Mir scheint, der Schimmel regt sich wieder, schüttelt seine
Mähne, scheint mir zu bedeuten, aufzusitzen: ich, ein Fußsoldat,
mit einem Heer von Eintagsfliegen —
Austerlitz, 2021/22
foto: Eintagsfliegen (Ephoron virgo) an der Enz, Sabine Rücker, 20. August 2020, via Vaihinger Kreiszeitung
Der Text bezieht sich auf die historische Schlacht von Austerlitz und liegt seit langem in meiner (untersten) virtuellen Schublade. Wozu auch literarisches Reenactement? Nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine habe ich den Text wieder ausgegraben. Ich würde lieber Tauben (statt Eintagsfliegen) steigen lassen, aber mir stehen grade keine zur Verfügung.

Die Brust zerfetzt, die Beine
taub vom Körper eines Schimmels, der nur daliegt,
Augen, weiter aufgerissen; Atem kondensiert zu Nebel, der sich en masse
gelichtet hat (zum großen Glück des kleinen Korsen); seine Männer schreiten längst das Schlachtfeld ab, da und dort mit Bajonetten dem langen Sterben
ein Ende bereitend. Da ist ein Klirren wie von Schollen, verschoben und
verkeilt zu einem Berg aus Glas; sein Gewicht bringt mich dazu,
viel sanfter einzuatmen. Langsam wende ich den Kopf
den Schritten schwerer Stiefel zu —
Tausendfaches Rascheln
wie wenn Eintagsfliegen schwärmen,
sich in ihren feinsten Kleidern für die große Hochzeit rüsten,
die verlässlich Gäste anlockt, um sich einmal satt zu fressen am so dicht
geballten Leben. Ins Leben zielen heißt für mich hineinzuhalten, wo Leber, Herz
und Lunge sind, eng beisammen in der dunklen Knochenkammer. Wie weit sie wird, wenn wir seufzen. Mir scheint, der Schimmel regt sich wieder, schüttelt seine Mähne, scheint mir zu bedeuten, aufzusitzen: ich, ein Fußsoldat,
mit einem Heer von Eintagsfliegen —
Austerlitz, 2021/22
foto: Eintagsfliegen (Ephoron virgo) an der Enz, Sabine Rücker, 20. August 2020, via Vaihinger Kreiszeitung
Der Text bezieht sich auf die historische Schlacht von Austerlitz und liegt seit langem in meiner (untersten) virtuellen Schublade. Wozu auch literarisches Reenactement? Nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine habe ich den Text wieder ausgegraben. Ich würde lieber Tauben (statt Eintagsfliegen) steigen lassen, aber mir stehen grade keine zur Verfügung.

Die Brust zerfetzt, die Beine taub vom Körper eines Schimmels, der nur daliegt, Augen, weiter aufgerissen; Atem kondensiert zu Nebel, der sich en masse gelichtet hat (zum großen Glück des kleinen Korsen); seine Männer schreiten längst das Schlachtfeld ab, da und dort mit Bajonetten dem langen Sterben ein Ende bereitend. Da ist ein Klirren wie von Schollen, verschoben und verkeilt zu einem Berg aus Glas; sein Gewicht bringt mich dazu, viel sanfter einzuatmen. Langsam wende ich den Kopf den Schritten schwerer Stiefel zu —
Tausendfaches Rascheln wie wenn Eintagsfliegen schwärmen, sich in ihren feinsten Kleidern für die große Hochzeit rüsten, die verlässlich Gäste anlockt, um sich einmal satt zu fressen am so dicht
geballten Leben. Ins Leben zielen heißt für mich hineinzuhalten, wo Leber, Herz und Lunge sind, eng beisammen in der dunklen Knochenkammer. Wie weit sie wird, wenn wir seufzen. Mir scheint, der Schimmel regt sich wieder, schüttelt seine Mähne, scheint mir zu bedeuten, aufzusitzen: ich, ein Fußsoldat, mit einem Heer von Eintagsfliegen —
Austerlitz, 2021/22
foto: Eintagsfliegen (Ephoron virgo) an der Enz, Sabine Rücker, 20. August 2020, via Vaihinger Kreiszeitung
Der Text bezieht sich auf die historische Schlacht von Austerlitz und liegt seit langem in meiner (untersten) virtuellen Schublade. Wozu auch literarisches Reenactement? Nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine habe ich den Text wieder ausgegraben. Ich würde lieber Tauben (statt Eintagsfliegen) steigen lassen, aber mir stehen grade keine zur Verfügung.