
Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?
(R.M. Rilke, Duineser Elegien)
Öffnet sich dein Mund —
für Engel? Hinter Schlössern, wie in/Dueno,
wo ein Dichter Engel bannt, mit schief geneigter/Schrift,
bis ihm die Worte fehlen und er wartet, dass sie wiederkommen.
Acht Jahre lang oder achthundert? Immer wieder Wind von Westen (nicht
von Engeln). Obwohl du nicht bestreiten kannst, dass Unbestimmtes nach uns
greift. Du schaust dich um, hörst das Rauschen, findest/Federn, aber du bist nicht in/Dueno. Nirgends Schlösser, Eichenwälder! Dabei ist dein Baum gar keine Eiche, eine kleine/Esche nur, vielleicht sechs, vielleicht sieben Jahre alt. Sie steht allein auf einem Fels-Vorsprung. Mutterboden: kaum vorhanden. Licht: sehr wenig, weil von/Eichen (alt), umstellt. Das ist kein/Ort für Eschen, wie man sie aus/Sagen kennt, wie Yggdrasil,
die/Weltenesche, die Himmel und Erde verbindet; ein Gott hat sich dort
aufhängt (vorsätzlich und verkehrt herum), weil ihre Wurzeln
alles das berühren, was es hier zu wissen gibt;
So verschafft er sich die/Zeichen —
Eines heißt Naudiz.
Es bedeutet Not, den/Zwang (die Not
zu wenden). Odin ist: die Lehrerin. So fein und resolut,
ihr Mund; die Macht, die Buchstaben zu binden, sie zu beugen, bis sie
wahre/Lügen sind: Nimm dir ein E (für Engel)! Wieder und wieder. Mag die Esche auch verdorren, sich ein Wildschwein an ihr reiben, mag sich eine jener alten/Eichen
(blitzgetroffen) auf sie stürzen; Sie ist Wald, wohlwissend:
Bleiben ist nirgends —–
Wohlwissend Wald (Engel), 2023 Foto: Steineichenwald, eigenes Bild, 2023
Bleiben ist nirgends, Zitat R.M. Rilke, Duineser Elegien (1. Elegie)
Naudhiz/Naudiz, die 10. Rune N (=Not)
Der Text bezieht sich auf die Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke, die über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren entstanden sind (1912/14 in Dueno begonnen, 1922 in Muzot vollendet) und als Höhepunkt eines Künstlerlebens gelten, das wie kein Zweites zwischen Schaffenskraft und Schaffenskrisen aufgerieben wird; Hier verknüpft mit dem Mythos der Weltenesche Yggdrasil (wo Odin sich die magischen Runen beschafft) und mit persönlichen Erinnerungen an die frühe Schulzeit.
Vielen Dank, Yvonne Rauch! Danke Birgit, Daniela, Deniz & Deniz, Ilse, Judith, Katja, Maria, Mignon, Ramona, Tanja, Yvonne…

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?
(R.M. Rilke, Duineser Elegien)
Öffnet sich dein Mund —
für Engel? Hinter Schlössern, wie in/
Dueno, wo ein Dichter Engel bannt, mit schief geneigter/
Schrift, bis ihm die Worte fehlen und er wartet, dass sie wieder-
kommen. Acht Jahre lang oder achthundert? Immer wieder Wind
von Westen (nicht von Engeln). Obwohl du nicht bestreiten kannst, dass Unbestimmtes nach uns greift. Du schaust dich um, hörst das Rauschen, findest/Federn, aber du bist nicht in/Dueno. Nirgends Schlösser, Eichenwälder! Dabei ist dein Baum gar keine Eiche, eine kleine/Esche nur, vielleicht sechs, vielleicht sieben Jahre alt. Sie steht auf einem/Felsvorsprung. Mutterboden: kaum vorhanden. Licht: sehr wenig, weil von/Eichen (alt), umstellt. Das ist
kein Ort für/Eschen, wie man sie aus/Sagen kennt, wie Yggdrasil, die/Welten-esche, die Himmel und Erde verbindet; Ein Gott hat sich dort/aufhängt
(vorsätzlich und verkehrt herum), weil ihre Wurzeln alles das
berühren, was es hier zu wissen gibt; So verschafft
er sich die/Zeichen —
Eines heißt Naudiz.
Es bedeutet Not, den/Zwang (die Not
zu wenden). Odin ist: die Lehrerin. So fein und resolut,
ihr Mund; die Macht, die Buchstaben zu binden, sie zu beugen, bis sie
wahre/Lügen sind: Nimm dir ein E (für Engel)! Wieder und wieder. Mag die Esche auch verdorren, sich ein Wildschwein an ihr reiben, mag sich eine jener alten/Eichen (blitzgetroffen) auf sie stürzen; Sie ist Wald,
wohlwissend: Bleiben ist nirgends —–
Wohlwissend Wald (Engel), 2023 Foto: Wald, eigenes Bild, 2023
Bleiben ist nirgends, Zitat R.M. Rilke, Duineser Elegien (1. Elegie)
Naudhiz/Naudiz, die 10. Rune N (=Not)
Der Text bezieht sich auf die Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke, die über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren entstanden sind (1912/14 in Dueno begonnen, 1922 in Muzot vollendet) und als Höhepunkt eines Künstlerlebens gelten, das wie kein Zweites zwischen Schaffenskraft und Schaffenskrisen aufgerieben wird; Hier verknüpft mit dem Mythos der Weltenesche Yggdrasil (wo Odin sich die magischen Runen beschafft) und mit persönlichen Erinnerungen an die frühe Schulzeit.
Vielen Dank, Yvonne Rauch! Danke Birgit, Daniela, Deniz & Deniz, Ilse, Judith, Katja, Maria, Mignon, Ramona, Tanja, Yvonne…

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?(R.M. Rilke, Duineser Elegien)
Öffnet sich dein Mund —
für Engel? Hinter Schlössern, wie in/Dueno, wo ein Dichter Engel bannt, mit schief geneigter/Schrift,
bis ihm die Worte fehlen und er wartet, dass sie wiederkommen. Acht Jahre lang oder achthundert? Immer wieder Wind von Westen (nicht von Engeln). Obwohl du
nicht bestreiten kannst, dass Unbestimmtes nach uns greift. Du schaust dich um, hörst das Rauschen, findest/Federn, aber du bist nicht in/Dueno. Nirgends Schlösser, Eichenwälder! Dabei ist
dein Baum gar keine Eiche, eine kleine/Esche nur, vielleicht sechs, vielleicht sieben Jahre alt. Sie steht allein, auf einem/Fels-Vorsprung. Mutterboden: kaum vorhanden. Licht: sehr wenig, weil von/Eichen (alt), umstellt. Das ist kein Ort für Eschen, wie man sie aus/Sagen kennt, wie Yggdrasil, die/Weltenesche, die Himmel und Erde verbindet; Ein Gott hat sich dort aufhängt (vorsätzlich und verkehrt herum), weil ihre Wurzeln alles das berühren, was es hier zu wissen gibt; So verschafft er sich die/Zeichen —
Eines heißt Naudiz. Es bedeutet Not, den/Zwang (die Not zu wenden). Odin ist: die Lehrerin. So fein und resolut, ihr Mund; die Macht, die Buchstaben zu binden, sie zu beugen, bis sie wahre/Lügen sind. Nimm dir ein E (für Engel)! Wieder und wieder. Mag die Esche auch verdorren, sich ein Wildschwein an ihr reiben, mag sich eine jener alten/Eichen (blitzgetroffen) auf sie stürzen; Sie ist Wald, wohlwissend: Bleiben ist nirgends —–
Wohlwissend Wald (Engel), 2023
Foto: Steineichenwald, eigenes Bild, 2023
Bleiben ist nirgends, Zitat R.M. Rilke, Duineser Elegien (1. Elegie)
Naudhiz/Naudiz, die 10. Rune N (=Not)
Der Text bezieht sich auf die
Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke, die über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren entstanden sind (1912/14 in Dueno begonnen, 1922 in Muzot vollendet) und als Höhepunkt eines Künstlerlebens gelten, das wie kein Zweites zwischen Schaffenskraft und Schaffenskrisen aufgerieben wird; Hier verknüpft mit dem Mythos der Weltenesche Yggdrasil (wo Odin sich die magischen Runen beschafft) und mit persönlichen Erinnerungen an die frühe Schulzeit.
Vielen Dank, Yvonne Rauch! Danke Birgit, Daniela, Deniz & Deniz, Ilse, Judith, Katja, Maria, Mignon, Ramona, Tanja, Yvonne…