Überall Zikaden

Siebzehnjahr-Zikaden (Magicicada septemdecim) by traveller 1116, via istockphoto.com

Unser Zorn, unsre Liebe wird nie vergehen —
             Provinz (feat. Nina Chuba)

Zur Vollversammlung der Zikaden
waren wir nicht eingeladen, doch die Bestimmtheit
ihres Werbens lässt sich schlecht ignorieren. Haben sie nur
eins im Sinn? Basho schreibt in siebzehn abgezählten Silben, dass ihr
Sirren/Felsen sprengt, so steinerweichend rufen sie nach ihren Weibern und
Stein geworden warten sie auf unsren letzten/Atemzug. Es heißt, sie gehen uns
voraus ins/Licht. Ich sage, sie begleiten uns. Wie unsichtbare Servicekräfte, die die/
Betten neu beziehen und schwere Vorhänge (rücksichtsvoll) zuziehen, wenn die Sonne explodiert (auf der Netzhaut explodiert), ganz egal wie sehr wir die Pupillen verengen.
Wir tauchen ab; in die Bläue der Displays. Mühelos erfassen wir die Datenströme; zu Zikaden, so unfassbar artenreich an alle/Lebensräume (weltweit) angepasst, dass wir dabei fast vergessen, wie bedeutsam ihre Stimmen unser/Schweigen
orchestrieren. Dankbar blinzeln wir ins Licht und hören, wie das Lied
zerbricht: zu Prosa, ganz egal wie oft und angestrengt, wir es
             zu retten versuchen. Und überall, Zikaden — 

Überall Zikaden, 2021/23                                     Foto: Isola Bella, eigenes Bild, Sizilien 2021

Der Text bezieht sich auf Singzikaden (Cicadidae) und deren Mythologie (Vgl. R. Achtziger & U. Nigmann, Zikaden in Mythologie, Kunst und Folklore, Denisia 0004/2002, via zobodat.at), sowie auf unseren fragwürdigen Drang, alles zu bewerten und zu vergleichen, was keiner Kunst (und keiner Liebe) einen guten Dienst erweist.

Matsuo Basho (1644-1694) gilt als Meister des japanischen Haikus, der wohl einzigen traditionellen lyrischen Disziplin, die es zum internationalen Breitensport gebracht hat. Als ob Lyrik nicht viel mehr bedeutet, wie sich selber (oder Silben) streng zu zügeln!

Siebzehnjahr-Zikaden (Magicicada septemdecim) by traveller 1116, via istockphoto.com

Unser Zorn, unsre Liebe wird nie vergehen —
             Provinz (feat. Nina Chuba)

Zur Vollversammlung der Zikaden
waren wir nicht eingeladen, doch die Bestimmtheit
ihres Werbens lässt sich schlecht ignorieren. Haben sie nur
eins im Sinn? Basho schreibt in siebzehn abgezählten Silben, dass
ihr Sirren/Felsen sprengt, so steinerweichend rufen sie nach ihren Weibern
und Stein geworden warten sie auf unsren letzten/Atemzug. Es heißt, sie gehen uns voraus ins/Licht. Ich sage, sie begleiten uns. Wie unsichtbare Servicekräfte, die die/Betten neu beziehen, die/schweren Vorhänge (rücksichtsvoll) zuziehen, wenn die Sonne explodiert (auf der Netzhaut explodiert), ganz egal, wie sehr
wir die Pupillen verengen. Wir tauchen ab; in die Bläue der Displays. Mühelos erfassen wir die Datenströme; zu Zikaden, so unfassbar artenreich an alle/
Lebensräume weltweit angepasst, dass wir dabei fast vergessen, wie
bedeutsam ihre Stimmen unser/Schweigen orchestrieren. Dankbar blinzeln
wir ins Licht und hören, wie das Lied zerbricht: zu Prosa, ganz egal,
wie oft und angestrengt, wir es zu retten versuchen.           
             Und überall, Zikaden — 

Überall Zikaden, 2021/23                      Foto: Isola Bella, eigenes Bild, Sizilien 2021

Der Text bezieht sich auf Singzikaden (Cicadidae) und deren Mythologie (Vgl. R. Achtziger & U. Nigmann, Zikaden in Mythologie, Kunst und Folklore, Denisia 0004/2002, via zobodat.at), sowie auf unseren merkwürdigen Drang, alles zu bewerten und zu vergleichen, was keiner Kunst (und keiner Liebe) einen guten Dienst erweist.

Matsuo Basho (1644-1694) gilt als Meister des japanischen Haikus, der wohl einzigen traditionellen lyrischen Disziplin, die es zum internationalen Breitensport gebracht hat. Als ob Lyrik nicht viel mehr bedeutet, wie sich selber (oder Silben) streng zu zügeln!

Siebzehnjahr-Zikaden (Magicicada septemdecim) by traveller 1116, via istockphoto.com

Unser Zorn, unsre Liebe wird nie vergehen —
Provinz (feat. Nina Chuba)

Zur Vollversammlung der Zikaden
waren wir nicht eingeladen, doch die Bestimmtheit ihres Werbens lässt sich schlecht ignorieren. Haben sie nur eins im Sinn? Basho schreibt in siebzehn abgezählten Silben, dass ihr Sirren/Felsen
sprengt, so steinerweichend rufen sie nach ihren Weibern und Stein geworden warten sie auf unsren letzten/Atemzug. Es heißt, sie gehen uns voraus ins/Licht. Ich sage, sie begleiten uns. Wie unsichtbare Servicekräfte, die die/ Betten neu beziehen, die/schweren Vorhänge (rücksichtsvoll) zuziehen, wenn die Sonne explodiert (auf der Netzhaut explodiert), ganz egal wie sehr wir die Pupillen verengen. Wir tauchen ab; in die Bläue der Displays. Mühelos erfassen wir die Datenströme; zu Zikaden, so unfassbar artenreich an alle Lebensräume weltweit angepasst, dass wir dabei fast vergessen, wie bedeutsam ihre Stimmen unser/Schweigen orchestrieren. Dankbar blinzeln wir ins Licht und hören, wie das Lied zerbricht: zu Prosa, ganz egal wie oft und angestrengt, wir es zu retten versuchen. Und überall, Zikaden — 

Überall Zikaden, 2021/23

Foto: Isola Bella, eigenes Bild, Sizilien 2021

Der Text bezieht sich auf
Singzikaden (Cicadidae) und deren Mythologie (Vgl. R. Achtziger & U. Nigmann, Zikaden in Mythologie, Kunst und Folklore, Denisia 0004/2002, via zobodat.at), sowie auf unsere merkwürdigen Drang, alles zu bewerten und zu vergleichen, was keiner Kunst (und keiner Liebe) einen guten Dienst erweist. 

Matsuo Basho (1644-1694) gilt als Meister des japanischen Haikus, der wohl einzigen traditionellen lyrischen Disziplin, die es zum internationalen Breitensport gebracht hat. Als ob Lyrik nicht viel mehr bedeutet, wie sich selber (oder Silben) streng zu zügeln!